Was vor 20 Jahren geschah

Das Gründungsjahr 1991 – was vor 20 Jahren geschah

Ein alter Sack erinnert sich    (von Uli Deimel) verfasst am 2. April 2011

 

2011 feierte unser Fanclub sein 20jähriges Bestehen. Anlass genug, um auf die Zeit der Gründung zurückzublicken und die Ereignisse im Zusammenhang einzuordnen.

 

Fangen wir ein paar Jahre vorher an. Nach dem Fast-Abstieg 1986 holte der BVB mit dem DFB-Pokalsieg 1989 unter Horst Köppel den ersten Titel seit 23 Jahren. Auch im Liga-Betrieb dümpelte man nicht mehr als graue Maus durch die Saison, sondern spielte im oberen Drittel. Die Fans fassten wieder Vertrauen und strömten endlich in größeren Mengen ins Westfalenstadion. Hinzu kam die allgemeine Euphorie nach dem Weltmeister-Titel und der deutschen Wiedervereinigung. Mit dem Pkw zum Heimspiel zu fahren, war aber damals wie heute nicht das große Ding, und so waren die ersten Gedanken an die Gründung eines Fanclubs die logische Folge. Eigentlich brauchten sich nur noch ein paar befreundete Mescheder Borussen zu finden, die zusammenhalten und gemeinsam einen Bus chartern.

 

Andreas Möller wechselte nach dem Pokalsieg und dem anschließenden frühen Europapokal-Aus in Genua zur Frankfurter Eintracht, und Köppel holte Flemming Povlsen und Gerhard Poschner nach Dortmund. Ein gewisser Stefan Klos rückte aus der Jugend in den Profi-Kader auf und verdrängte bald Teddy de Beer aus dem Tor. Die Saison 1990/91 verlief schwach. Man gewann bei den Bayern (übrigens letztmals bis 2011), verlor aber zum Rückserien-Auftakt mit 0:7 in Stuttgart, flog im Pokal gleich in der ersten Runde in Fürth raus und scheiterte im UEFA-Cup-Achtelfinale knapp am RSC Anderlecht. Das war dem neuen ambitionierten Präsidenten Gerd Niebaum nicht genug, und der Verein trennte sich nach drei Jahren von Horst Köppel. Sein letztes Spiel auf der Trainerbank gewann er mit 5:2 gegen St. Pauli, es war der 34. Spieltag und, jawohl, die erste organisierte Fahrt des frisch gegründeten BVB-Fanclubs Meschede – also gleich ein Schützenfest zum Beginn. Nachfolger von Köppel wurde ein völlig Unbekannter, der angeblich mal irgendwann beim damals zweitklassigen VfB Stuttgart gekickt haben soll und zuletzt die Grashoppers aus Zürich trainiert hat. Jemand, der vom Ruhrgebietsfußball also überhaupt keine Ahnung hat deshalb ganz sicher schnell wieder weg sein würde. Sein Name: Ottmar Hitzfeld.

 

Und sonst? Es gab noch keine Handys, Atari-PCs passten inzwischen unter Schreibtische, in Computer-Zeitschriften wurde über die Erfindung eines sagenumwobenen Internets berichtet, und dass man Nachrichten irgendwann in elektronischer Form verschicken können wird, als sogenannte E-Mails. Ötzi wurde im ewigen Eis gefunden, und die Alpenländer stritten über die Nationalität der 3000 Jahre alten Eis-Mumie. Politisch gesehen fiel die Fanclubgründung in die Phase der deutschen Wiedervereinigung. Kohl war Kanzler und schwadronierte über blühende Landschaften im Osten. Hansa Rostock wurde letzter DDR-Meister und zog mit Vize Dynamo Dresden in die Bundesliga ein, weshalb in der Saison 1991/92 zum einzigen Mal mit 20 Mannschaften gespielt wurde. Der blaue Nachbar meldete sich nach seiner Zweitklassigkeit zurück, vermöbelte uns mit 5:2 im Parkstadion und wurde Elfter. Der Serienmeister aus Bayern erlebte eine Höllensaison, spielte zeitweilig gegen den Abstieg, verschliss drei Trainer und wurde nach einem Schlussspurt immerhin noch Zehnter. Den Meistertitel machten Frankfurt, Stuttgart und Dortmund unter sich aus, und hätte am letzten Spieltag nicht Guido Buchwald in der 87. Minute für Stuttgart in Leverkusen getroffen, wäre Hitzfeld gleich im ersten Jahr mit dem BVB Meister geworden – und ebenfalls unser Fanclub. Immerhin blieben wir ohne Heimniederlage.

 

Die darauf folgende UEFA-Cup-Saison 1992/93 wurde ein Hammer. Es fing ja etwas beunruhigend an, als wir gegen einen Karnickelzuchtverein aus Malta mit 1:2 im eigenen Stadion hinten lagen (Endstand 7:2), aber dann wurden auch Celtic Glasgow, Real Saragossa (mit Andy Brehme), der AS Rom und im Halbfinale AJ Auxerre ausgeschaltet, wo Stoffel Klos das Spiel seines Lebens machte. Erst im Finale stellte sich Juventus Turin mit Jürgen Kohler, Andy Möller und Julio Cesar als (noch) zu große Nummer heraus, obwohl uns Michael Rummenigge bereits in der zweiten Minute in Führung gebracht hatte. Gleichzeitig wurde der BVB Vierter in der Liga und hätte am letzten Spieltag sogar wieder Vize werden können, verlor aber beim bereits feststehenden Meister Bayern.

Wir waren wieder wer – und wie es danach weiterging, ist auf jedem Wimpel der Dortmund Borussia zu lesen. Die goldene Zeit hatte begonnen.

 


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