BVB gegen Bayern in Berlin

Pokalfinale Berlin am 12. Mai 2012

BVB gegen Bayern in Berlin
Was für ein Tag!
Pokalfinale  –  Fußballherz, was willst Du mehr?

Jubel, Double, Heiterkeit und Bayern auf ex
(Bericht von Uli Deimel)

 

Normalerweise schreibt ja nach größeren Fahrten immer der Maxi den Bericht für den Firesinger. Das ging diesmal nicht. Maxi hatte sich auf der Berlin-Fahrt nämlich unsterblich verliebt, und zwar in einen 0,75-Liter-Plastikbecher. Diesen hatte er tags zuvor von – Achtung! – seiner Schwiegermama erhalten, damit der Bub gut durch den Tag kommt. Der Becher konnte nämlich zaubern: er wurde einfach nicht leer. Selbst mehrfaches Exen – wir reden wohlgemerkt immer noch von 0,75 Litern – konnte dem Becher nichts anhaben. Kaum drehte man sich zu Maxi um, war das Ding wieder voll. Maxi auch. Das Tier aus dem Tor. Unglaublich. Schreib ich den Bericht halt selber.

Samstag, 12. Mai, 6.30 Uhr. Sammeln in Remblinghausen, vor Kutschen Fleischerei noch schnell mehrere verstorbene Schweine in den Frachtraum geworfen, und dann ritten wir auch schon los. Lobend zu erwähnen sind diejenigen, die ohne Karte mitgefahren sind: Trotz der angespannten Kartensituation gab es keine Toten in den Reihen der Karteninhaber (Stichwort: „Es müsste wie ein Unfall aussehen.“). Im Gegenteil: die Jungs und Mädels, die für die eigens vom BVB angemietete Berliner Waldbühne Karten hatten, genossen mit 18.000 weiteren Borussen in Hörweite des Stadions ein hervorragendes Public Viewing.

Die Berliner Luft roch schon gegen 13.30 Uhr nach bayrischem Angstschweiß. Wir entschlossen uns, zum Fantreff an der Gedächtniskirche zu düsen. Unterwegs sah man eine Handvoll Rote, ansonsten war die Hauptstadt schwarzgelb. Noch bevor ich am Bahnhof Zoo ein Berliner Kindl anstoßen konnte, verschwanden wir im U-Bahn-Schacht in einer irischen Kneipe mit pornösen Teppichen. Ordentlich Spaß gehabt, auf Großleinwand lief das Paralympics-Pokalfinale (Titties Frankfurt gegen Galoppi München), und gegen 18 Uhr kam einer auf die recht gute Idee, dass wir zum Stadion fahren könnten.

Auch hier schwarzgelb in deutlicher Überzahl. Das Schickeria-Volk war nur mit den vom DFB vorgesehenen 20.000 Fans angereist, während Borussia mal locker mit 50.000 Mann in der Hauptstadt war. Und dann ging auf einmal alles ganz schnell: Nationalhymne. Anstoß. Kagawa. Tor. Nach drei Spielminuten stand für mich fest: der Kübel gehört uns, dieses Ding nehmen wir heute mit nach Hause. Nach dem dritten Tor kurz vorm Halbzeitpfiff brachen auf der Tribüne alle Dämme. Ein unglaublicher Enthusiasmus auf den Rängen, die Demütigung des Rekordmeisters nahm seinen Lauf, und als Lewi zum 4:1 einnetzte, ging es wieder los, zehn Minuten lang nonstop: „Eieieiei, FC Bayern München, wir singen und tanzen auf jedem Fußballplatz, ein Schuss, kein Tor, die Bayern. DIE BAYERN“. Es waren glaub ich die einzigen Bayern-Sprechchöre an diesem Tag, aber dafür besonders laut, und dann warf sich Schießbuden-Neuer den letzten Ball auch noch selber in die Kiste. 5:2 gegen die Roten – der fünfte Sieg in Folge gegen Bayern, das erste Double der Vereinsgeschichte, nach einer Rekordsaison mit 81 Punkten, 28 ungeschlagenen BL-Spielen in Serie, zwei Derby-Siegen und dem Aufstieg unserer zweiten Mannschaft in die 3. Liga.

An diesem 12. Mai wurde schwarzgelbe Geschichte geschrieben. Ich begleite diesen Verein jetzt seit 30 Jahren und habe so ziemlich allen schwarzgelben Groß-Ereignissen beigewohnt. Dieses Spiel packe ich unter meine Top 5. Den CL-Sieg 1997 bewerte ich höher, die 95er-Meisterschaft und den 89er-Pokalsieg auch, aber dann kommt schon dieses 5:2. Der blanke Wahnsinn.

Dass wir zum Abfahrtstermin nicht ganz komplett waren und eine Hundertschaft ausrücken musste, um Rainer wiederzufinden, hatte den Vorteil, dass man noch etliche entnervte Rote zu ihren Bussen schleichen sehen konnte. Auch diese Hochnasen müssen irgendwann mal das Verlieren lernen. Es graute dem Morgen, als wir wieder im Sauerland ankamen. Kompliment an all diejenigen, die ein paar Stunden später schon wieder nach Dortmund zum Umzug aufgebrochen sind. Im Straßengraben hat man dort angeblich einen 0,75-Liter-Plastikbecher gefunden.

Aber eins, aber eins, das bleibt bestehen: So lang es mich am Kacken hält, so lange schlägt mein Herz schwarzgelb. Boah ey, Borussia, geh nie vorbei, datt Schwatte unterm Nagel, und datt Gelbe von Ei.


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