Wisst ihr es noch? Könnt Ihr Euch erinnern?
Man kann schon behaupten, dass die Fahrt nach Mailand mein erstes richtiges Europa-Highlight war. Im Frühjahr 1994 machten wir uns mit knapp vierzig Fans, das waren 80 Prozent unser damaligen Fanclub-Mitglieder, nach Italien auf. Gegner war im UEFA-Cup-Halbfinale das Star-Ensemble von Juventus Turin. Gespielt wurde allerdings in Mailand, weil sich die Stadt Turin und sich der Verein irgendwie in den Haaren hatten. Eigentlich war es uns sogar Recht, denn wenn man schon mal in Mailand Fußball gucken darf…
Es ging abends bei Schneetreiben im Sauerland los, so dass wir vormittags unsere erste Etappe erreichen konnten. Die Fahrt sollte sich allein schon wettertechnisch lohnen, denn unser erster größerer Stopp war am Lago di Lugano bei rund 25 Grad. Anschließend ging es nach Norditalien in die Stadt Como am gleichnamigen See. Hier war auch unser Hotel und wir konnten den ganzen Tag die Stadt auf den Kopf stellen. Gütschow machte gleich zu Anfang Erfahrungen mit dem malerischen See. Beim Urinieren hatte er wohl nicht die Rechnung mit den moosigen Stufen am See gemacht. Klitschnass nahm er diese Erfahrung mit gewohnter Gelassenheit hin. Es wurde auch gemunkelt, dass es seine einzige Hose für diesen Trip war ;o)
Erwähnenswert ist auch die nächtliche Erkundung von Goessi, Uwe, Rafael, Stephan und Co. als sie nach einem Kneipenbesuch in eine Polizeikontrolle gerieten. Noch heute spricht man vom Sagen umwogenen „Kessel von Como“ und dem grandiosen Versuch, ihn zu knacken ;o)
Am nächsten Tag ging es dann relativ früh in die Hauptstadt die norditalienische Metropole mit all seinen Schönheiten. Hans Härtel stellte in dieser handgestoppten Dreiviertelstunde eine neue Bestmarke auf. Eine Kiste Bier auf der wirklich nicht allzu langen Fahrt. Respekt!
Bei superschönem Wetter ging es dann auf den Piazza del Duomo, vor dem Mailänder Dom. Mit ein paar Paletten Dosenbier unterm Arm machten wir es uns erste einmal für eine Weile dort gemütlich. Es dauerte nicht lange, bis sich der ganze Platz in schwarz-gelb färbte. Schön war´s. Einige Stunden vor dem Anpfiff, wurde es schon einmal sportlich. Auf der Rasenanlage des Castello Sforzesco wurde kurzerhand ein Plastikball gekauft, um bei schöner Mittagssonne ein bisschen zu kicken. Auch Hans war dabei, der ja schon genug Zielwasser getrunken hatte. Seine Schüsse hatten eine Streuung, wie die Flanken von Marcel Schmelzer. Wenn Hans zum Abschluss kam, landete der Ball im Burggraben. Die zentralafrikanischen Verkäufer des Balles hatten eine Strickleiter und holten den Ball aus der Tiefe wieder. Und: Sie verkauften Hans dasselbe „Leder“ wieder und wieder…
Zeitgleich war Frank Trispel ins Feilsch-Geschäft mit den Straßenhändlern eingegangen. Die bunt gekleideten Jungs hatten die Rechnung nicht mit unserem damaligen Kassierer gemacht. Wie sonst hätte man sich erklären können, dass einer der Verkäufer seinen mehrsprachigen Taschenrechner nicht mehr finden konnte, welchen Frank später stolz aus seiner Hosentasche zog. Sachen gibt’s ;o)
Sportlich gesehen, war es für die damalige Situation von Borussia gar nicht so schlecht. Lange hatten wir mit 2:1 geführt, bis ein gewisser Jürgen Kohler das 2:2 für Juventus markierte. Wie es die Bayern noch heute praktizieren, haben wir diesen Herrn Kohler dann auch gekauft, um die internationale Konkurrenz zu schwächen. Bei uns sollte dieses zarte Pflänzchen noch zu einem Fußballgott heranwachsen. Für das Rückspiel waren Möller, Sammer und auch Riedle gelb-gesperrt und so wurde beim 1:2 nichts aus dem Uefa-Cup-Finale. Trotzdem war die Mailand-Tour eine der bisher schönsten für mich.