von Frank
Kapitel 1: Himmelszeichen in Düsseldorf
Schon am Flughafen Düsseldorf hätten wir ahnen können, dass dies hier keine leichte Auswärtsfahrt wird. Der Himmel hatte uns ein Zeichen gesandt, um uns zu warnen. Passt auf euch auf! Hütet euch vor komischen Gestalten! Wir trauten unseren Augen kaum, aber da, am Sicherheits-Check direkt neben uns, stand er persönlich: Jürgen Drews. Der selbsternannte König von Mallorca fuchtelte an seiner Plastikhose rum und bekam den Gürtel nicht rein, weil er mit offenem Mund in unsere Richtung starrte. So was hatte er wohl noch nicht mal im Megapark gesehen: Drei Kutten und ein Heini. „Was habt ihr denn da für komische Jacken an!?“ wanzte er sich direkt an uns ran. Und spätestens jetzt hätte uns allen klar sein müssen: Flucht!!! Stattdessen beging ich einen folgenschweren Fehler. „Kannst ja mit nach Russland kommen und uns ein Ständchen singen!“ rief ich ihm rüber. Und dann passierte es. Er sang uns tatsächlich an. „Wieder alles im Griff…!“ Und lachte sein typisches Jürgen-Drews-Lachen. Wir waren schockiert. War das hier „Switch Reloaded“ oder echt? Das auf nüchternen Magen morgen um halb sieben war schwer zu verdauen. Und statt es jetzt gut sein zu lassen, drewste er direkt weiter, und es entspann sich ungefähr folgender Dialog: „Was seid ihr denn für Vögel?“ – „Wir fahren nach Petersburg.“ – „Und was macht ihr da?“ – „Fußball.“ – „Wer spielt denn da?“ – „Ja wir, Dortmund.“ – „Und da fahrt ihr hin?“ – „Ja.“ – „Gegen wen spielen die denn?“ – „Ja gegen Petersburg.“ – „Wo? In Russland?“ – „Ja.“ – „Da fahrt ihr jetzt hin?“ – „Ja.“ – „Wie, was ist das denn für ein Spiel?“ – „Champions League.“ – „Und wer spielt da?“ – (Leicht ungeduldig werdend) „Petersburg gegen Dortmund.“ – „Wie, gegeneinander?“ – „Ja klar.“ – „Also, ihr spielt da in Petersburg?“ – „Ja.“ – „Ja, wie, aber gegen wen denn?“ – (Mann, schnallst du denn gar nichts!?) „Gegen Petersburg!“ – „Ach, echt? Wusste gar nicht, dass die ne Mannschaft haben…“ – Tja, wir müssen dann mal, Jürgen, ja, du auch. Beim Warten aufs Boarding hat Heini die Geschichte dann sofort seiner Frau durchtelefoniert, die daraufhin meinte: „Ich wusste gleich, dass Ihr zum Ballermann fahrt!“
Kapitel 2: Zeit tot schlagen in Berlin-Tegel
In Berlin mussten wir vier Stunden auf unseren Anschlussflug warten. Die Zeit vertrieben wir uns u.a. mit Klopp-Klopp spielen und Dosenbier trinken. Dabei stellten wir unter anderem fest, dass der Hund bei „Shaun das Schaf“ Bitzer heißt.
Kapitel 3: Schwarzgelb in St. Petersburg
Kaum zu glauben, aber nach der Landung in St. Petersburg wurde uns noch in der Flugzeugkabine erneut eines dieser „Wer-spielt-denn?“-Gespräche aufgedrängt. Routiniert wenn auch etwas schmallippig entledigten wir uns dieser Pflichtaufgabe durch wahlloses Zeigen auf schwarzgelbe Schals und Dutzende von BVB- Kuttenaufnähern und durch einen aufgesetzt angestrengten Blick auf die Bordkarte, auf der in dicken Lettern „St. Petersburg“ stand. Wäre das schon mal geklärt. Und falls es jemand in der Stadt noch nicht mitbekommen haben sollte, gegen wen es geht: In der nächsten Stunde sollten wir dem Sankt Petersburger aber mal reichlich Gelegenheit geben, das zu erkennen, indem wir in vollem schwarzgelben Ornat erst im Bus, dann in der Metro und schließlich zu Fuß auf der Prachtmeile Newski Prospekt bis zu unserem Hotel einen optisch herrlichen, leuchtenden und weit sichtbaren Blickfang abgaben. Dass wir da so offen mit Schals und Kuttendurch die Stadt gezogen sind, muss aus heutiger Sicht als purer Wahnsinn eingestuft werden, und dass wir da noch keinen auf die Schnauze bekommen haben, als pures Glück. Aber was die nächsten Stunden geschehen sollte, das konnte da ja noch keiner auch nur halbwegs ahnen. Zumal wir uns in absoluter Sicherheit wähnten, als uns bereits bei Austritt aus dem Flughafengebäude zwei wohl gesonnene russische Polizistinnen (eine dick, eine dünn, beide mit Knüppel in der Hand, ein Bild wie im Comic!) gebärdenreich darauf hinwiesen, dass hier nicht geraucht werden darf. Und dann noch die Fahrt in die Stadt für weniger als vier Euro für alle zusammen! Und die schönen Frauen überall! Und der Wodka! Und das leckere Bier, die Dosen durchnummeriert von 0 bis 9 (!) je nach Alkoholgehalt! Es KONNTE nur gut werden…
Kapitel 4: Echte Hiebe
Ich kann heute nicht mehr mit Gewissheit sagen, was genau in unseren vernebelten Hirnen vorgegangen ist, als wir das Pub-Schild vom „O’Hooligans“ gesehen haben. Auf jeden Fall nicht: „Achtung, das ist ein Zeichen, Leute! Erinnert euch, wie brutal die Zenith-Hooligans sind, wie die halb Wien zerlegt haben und deshalb wegen wiederholter Ausschreitungen morgen deren Fankurve gesperrt ist! Wir sollten vielleicht ein bisschen aufpassen!“ Nein, eher so was in der Richtung: „Geil! Das ist unser Laden! Hahaha! Super Name für eine Kneipe! Da gehen wir rein!“ Lag ja auch super praktisch gegenüber vom Hotel. Kurz frisch machen und dann gleich eben über die Straße schön erst mal einen zischen! Noch mal zum Mitschreiben: In Sankt Petersburg, im O’Hooligans. McFly, jemand zuhause?! Statt einfach 1 und 1 zusammenzuzählen, haben wir auch diesen letzten gut gemeinten Wink des Schicksals nicht erkannt. Und uns voller Freude ins Nachtleben gestürzt. Ich glaube, wir hätten selbst dann nichts gerafft, wenn im O’Hooligans plötzlich Jürgen Drews auf dem Tresen gestanden und „Wieder alles im Griff“ gesungen hätte. Nicht, dass wir nicht vorsichtig gewesen wären. Wir hatten nichts, aber absolut gar nichts Schwarzgelbes an uns oder irgendetwas, dass auf Fußball hindeuten würde. Außer, und das ließ sich nun mal nicht verbergen, dass wir eben eine Gruppe von Deutschen waren, was leider ausreichte, um uns später zum Verhängnis zu werden. Aber davon waren wir jetzt noch weit entfernt. Der Abend lief gut an… Wir hatten zwei Bier im O’Hooligans, anschließend ein leckeres Essen in einem kleinen, feinen Restaurant. Es sollten die letzten entspannten Momente in St. Petersburg sein. Nachdem wir uns mit drei Domborussen aus Köln kurzgeschlossen hatten, gingen wir auf die Suche nach einer Bar oder einem Club, und da passierte es, auf offener Straße. „Dooiitschlaand!?“ kamen uns einige Typen vor einem Laden entgegen, eher einladend als aggressiv, und ehe wir uns versahen, flogen aus heiterem Himmel die Fäuste und Tritte. Wie die Tiere. Wir nur weg da, Richtung Newski Prospekt, wo wir uns nach ca. 10 Minuten in Sicherheit wähnten. Eine trügerische Sicherheit, denn plötzlich kam eine mindestens doppelt so große Gruppe frontal auf uns zugelaufen, und wieder setzte es „echte Hiebe“. Warum wir nicht sofort nach dem ersten Angriff ins Hotel zurück sind, kann ich aus heutiger Sicht auch nicht mehr verstehen. Das war einfach nur leichtsinnig. Jedenfalls hatten wir jetzt endgültig die Schnauze voll, im wahrsten Sinne des Wortes: Jochbeinprellungen, blutige Lippen, Horn an der Stirn, Knie kaputt – willkommen in Sankt Petersburg. Nach der Flucht ganz schnell ab ins Taxi, Richtung Hotel. Dort angekommen – nach einer dreisten Taxi-Umweg-Abzocke, aber das war jetzt auch egal – hatten Teile von uns aber immer noch nicht genug, und so beschlossen die, die jetzt nach den Vorfällen noch nicht pennen konnten, noch mal irgendwo eine Kneipe aufzusuchen, um bei ein paar Bierchen runterzukommen. Es konnte und durfte einfach nicht sein, dass wir mit diesen letzten Eindrücken ins Bett gehen.Also liefen wir auf der Suche nach einem Pub erneut allein durch die Straßen, was vor dem Hintergrund des eben Geschehenen und der Erzählung der Domborussen, dass sie gehört hätten, dass eine Kneipe direkt in der Straße vorunserem Hotel von Hooligans überfallen worden wäre, eigentlich geisteskrank war. Naja, was man nicht alles tut, für zwei Bier und ein gutes Gefühl. Es war mittlerweile wohl so ca. halb 2 Uhr nachts, und es sollte noch bis ca. 4 Uhr dauern, bis wir nach einer gefühlten Odyssee, jedoch glücklicherweise ohne Zwischenfälle, jenes gute Gefühl, zumindest in Ansätzen, wieder fanden. „Maximus“ hieß der Laden, in dem wir schließlich über den Umweg zweier weiterer Kneipen landeten, und in dem gut gebaute Russinnen unter den Kenner-Augen von Patrick Owomoyela und den Skifahrern von Sky Turnübungen an Stangen vollführten. Stöckelwild satt. Echte Liebe statt echte Hiebe. Und so klang der Schrecken nach und nach ab und der Abend dann doch noch halbwegs gemütlich.
Kapitel 5: Die Spannung vor dem Spiel
Sankt Petersburg ist eine schöne Stadt. Das merkt man vor allem, wenn es tags ist und keine Hooligans in den Straßen unterwegs sind. Relativ entspannt, aber immer noch beeindruckt von den Geschehnissen der letzten Nacht, machten sich Heini und ich am nächsten Morgen zum Sightseeing inklusive Besuch des gewaltigen Kunstmuseums „Eremitage“ auf. Alex und Dirk kamen nicht aus den Betten. Alex wollte nicht. Und Dirk konnte nicht. Sein Knie war kaputt von der Keilerei. Hatte er sich schon gestern Abend mehr oder weniger ins Hotel schleppen können, ging heute Morgen absolut gar nichts mehr. Schonung und Kühlung war angesagt, und so sollten wir den Kollegen erst kurz vor dem Abmarsch Richtung Stadion wieder sehen. Mit dem mehr oder weniger ausgeschlafenen Alex trafen wir uns am frühen Nachmittag in einem asiatischen Restaurant, in der Nähe von unserem Hotel, wo wir uns einigermaßen sicher fühlten. Hier gabs lecker Essen und chinesisches Reisbier, was gar nicht so schlecht schmeckte, und man durfte am Tresen rauchen. Eigentlich alles top. Allerdings machten uns die Nachrichten über systematische Hooligan-Angriffe, ausgelöst durch ein Facebook-Posting der Fanabteilung, die Stimmung wieder mehr und mehr kaputt. Eigentlich wurde uns da erst richtig bewusst, in was für einer gefährlichen Lage wir waren. Wer bis dahin noch an ein, zwei dumme Einzelfälle geglaubt hatte, an Zufall, an Pech, das wir hatten, wurde spätestens jetzt mit der Wahrheit konfrontiert: Überall in der Stadt waren seit gestern russische Hooligan-Horden unterwegs, die Straßen und Kneipen durchkämmend, gut vernetzt, auf gezielter Jagd nach Deutschen. Unser mulmiges Gefühl stieg von Minute zu Minute, bis wir entschieden, die 250 Meter vom Restaurant zum Hotel mit dem Taxi zu fahren. Die vom Restaurant und der Taxifahrer hielten uns zwar für bekloppt, aber wir ließen uns nicht beirren. Dem Taxifahrer gaben wir ein üppiges Trinkgeld und verabredeten uns mit ihm für 18 Uhr wieder vor dem Hotel – dann, um die 350 Meter zum BVB-Treffpunkt zu fahren. Längst hatten wir entschieden, auf sämtliche schwarzgelbe Fan-Utensilien zu verzichten, und so blieben Schals und Kutten, ja selbst meine gelben Sneakers, im Hotel. Dirk wäre wohl auch am liebsten da geblieben, sein Knie ließ sich immer noch kaum bewegen und schmerzte wie Hölle. Aber natürlich ließ er sich das Spiel nicht entgehen. Schließlich hatten wir einen Riesen-Aufriss begangen, um hier in St. Petersburg dabei zu sein, mit Visum und Flug und Hotel und Karten und der Hoffnung auf einen Auswärtssieg – da bleibt man nicht mit Kniescherzen im Bett. Außerdem hatte jeder von uns irgendwie dieses „Ihr Penner, jetzt zahlen wir’s euch auf dem Platz heim“-Gefühl im Bauch. Und so verließen wir um 18 Uhr schwerbewaffnet das Hotel, mit Handschuhen, dicken Socken und langen Unterhosen.
Kapitel 6: Warten, warten, warten…
Die Fanabteilung hatte einen zentralen Treffpunkt in der Stadt organisiert, wo 15 oder 16 Busse bereitstanden, die uns sicher zum Stadion bringen sollten. Der Platz war hermetisch abgeriegelt von diversen Hundertschaften schwer bewaffneter Polizei. Zum ersten Mal konnte man sich wirklich sicher sein, sicher zu sein. Aber das half der Stimmung auch nicht wirklich auf die Beine. Keine Gesänge, keine Schlachtrufe, stattdessen eine gespenstische Ruhe. Ich habe noch nie vor einem Fußballspiel bei einem Fantreffen so eine bedrückte Geister-Atmosphäre erlebt. Alle unterhielten sich still in kleinen Gruppen, man tauschte seine Erfahrungen aus. Und man wartete. Und wartete. Und wartete. Um viertel vor sieben sollte es eigentlich losgehen (Spiel war um 9 Ortszeit), aber rein in die Busse ging es erst um viertel nach. Dann mit Polizei-Eskorte zum wenige Kilometer entfernten Piss-Stadion, und dort wieder warten, warten, warten, bis wir aus den Bussen rausgelassen wurden. Da war es schon ca. viertel nach acht. Und die Einlass-Kontrolle kam ja erst noch. Der kurze Marsch Richtung Block endete an zwei Drehkreuzen, durch die 1000 Dortmund-Fans durchmussten. Warten, warten, warten. Erstaunlich, wie ruhig es blieb, denn die Zeit Richtung Anpfiff tickte. Wir waren im letzten Drittel der Masse, und nachdem wir endlich durch Drehkreuz und Leibesvisitation durch waren (Tempo-Taschentücher mussten abgegeben werden!), kamen wir gerade noch rechtzeitig zur Champions-League-Hymne in den Block. Die Mannschaften standen schon auf dem Platz. Fünf Minuten später, und wir hätten unsere ersten beiden Tore verpasst, was den Dom-Borussen leider passiert ist, denn die waren noch hinter uns. So aber war schon nach wenigen Augenblicken des Spiels aller Frust fürs Erste vergessen, und wir sahen eine über die meiste Zeit des Spiels hochkonzentrierte Vorstellung unserer Mannschaft, wie wir uns das gewünscht hatten, und vier Auswärtstore, die wir entsprechend euphorisch bejubelten. Endlich mal ausgelassen ausrasten, das tat gut! Lediglich Dirk, den wir im Laufe des Abends in Käptn Ahab umtauften, konnte aufgrund seiner Bein-Verletzung seinen legendären, hart an der Grenze zum Foulspiel angesiedelten Tor-Pogo nicht wie gewohnt aufziehen. Aber das war auch gut so, denn noch mehr Verletzte konnten wir schließlich nicht gebrauchen. Als der Auswärtssieg im Sack war und die Mannschaft gebührend abgefeiert, durften wir noch eine ganze Stunde lang im Block bleiben. Es sollte nicht das letzte Mal Warten, Warten, Warten sein andrem Abend. Aber mit Abstand das lustigste. Die Stimmung im Block war so gelöst wie nie zuvor an diesem Tag, und so blühte der Flachs. Helfer, die im ansonsten bereits restlos geleerten Piss-Stadion eine Art Sackkarre über das schoben, was früher wohl mal eine Tartan-Bahn gewesen sein muss, wurden mit „Schieber! Schieber!“-Rufen angefeuert. Es dauerte nicht lange, bis der nächste Helfer einen kleinen Wagen hinter sich her ZOG, und der ganze Block feuerte ihn an: „Zieher! Zieher!“ Wir brüllten vor Lachen. Es kam, wie es kommen musste, es erschien auf der Bildfläche ein Helfer, der eine Kabeltrommel trug, und sofort skandierte der ganze Block „Träger!“ Träger!“, gefolgt von „Kabeltrommel, Kabeltrommel, hey, hey!“ So kann man sich auch die Zeit vertreiben… Endlich durften wir dann raus Richtung Busse, die, natürlich bewacht von Polizei, an der Straße vor dem Stadion auf uns warteten, und wir fuhren zurück Richtung Stadt. Dachten wir jedenfalls. Doch wo man uns dann genau rausließ, wusste kein Mensch. Irgendwo mitten in der Pampa. Jedenfalls nicht da, wo wir uns getroffen hatten. Irgendwann sagte dann eine der Dolmetscherinnen, die die Fanabteilung organisiert hatte, dass wir an einem sicheren Ort am Arsch der Welt wären (frei übersetzt), alles andere wäre zu gefährlich gewesen. Wo genau, wusste keiner. Und wie wir hier wegkommen sollten ebenso wenig. Zwar kündigte die Dolmetscherin an, dass die Polizei zahlreiche Taxi-Agenturen hier hin geschickt hätte, um uns sicher von hier wegzubringen, aber von Taxis war erst mal eine knappe Stunde lang nichts zu sehen. Und bring erst mal 1000 Mann mit Taxis weg…! An dieser Stelle kann man der Fanabteilung vielleicht den einzigen Vorwurf machen, dass der Rücktransport nicht optimal durchdacht war. Ansonsten war alles im Sinne der Sicherheit perfekt organisiert. Und so durften wir warten, warten, warten (mittlerweile war es saukalt), bis endlich ein paar Taxis angerauscht kamen, die unsere Notsituation natürlich schamlos ausnutzten und völlig astronomische Summen für eine lächerliche Pipi-Fahrt von wenigen Minuten aufriefen. Aber da war eh schon alles egal. Also rein und ab zurück in die City von St. Petersburg. Dass wir schnurstracks ins Hotel fahren und auf keinen Fall mehr irgendwelche Bars oder Kneipen aufsuchen sollten, war von der Dolmetscherin nett gemeint, aber dieses guten Ratschlags hätte es, nach dem, was wir hinter uns hatten, nun wirklich nicht bedurft. So verbrachten wir den zweiten Abend in einer der schönsten Städte Osteuropas im Hotelzimmer, bei Dosenbier, Lieferpizza und Markus Lanz.
Kapitel 7: Entspannung
Nach einem der schlechtesten Hotelfrühstücke aller Zeiten verbrachten wir den folgenden Tag bei allerschönstem Wetter mit einem weiteren kleinen Stadtbummel. Jetzt, wo die Sonne strahlte und, wie es schien, halb Petersburg auf den schönen Beinen war, konnte man sich gar nicht mehr wirklich vorstellen, was für eine Gruselatmosphäre die letzten beiden Tage rund um die Prachtallee Newski Prospekt geherrscht hat. Schade drum. Aber wir machten das Beste aus unseren letzten Stunden in dieser Stadt und kamen bei lecker Essen und lecker Bier in eine so relaxte Stimmung, dass wir komplett die Zeit vergaßen und beinahe den Flieger verpassten. Nur den Formel-1-verdächtigen Fahrkünsten unseres Taxifahrers sowie der Hilfe des Bodenpersonals am Flughafen hatten wir es zu verdanken, dass wir noch rechtzeitig am Gate ankamen. Dann hieß es Auf-Nimmer-Wiedersehen Sankt Petersburg (höchstens noch mal als private Urlaubsreise!). Mit gemischten Gefühlen, aber auf jeden Fall mit der Gewissheit, jede Menge erlebt zu haben, ging es wieder zurück Richtung Heimat. Über Berlin nach Düsseldorf, wo sich unsere Wege schließlich trennten. Jürgen Drews haben wir nicht mehr gesehen.